Digitalpakt: Mittel reichen nicht mal für Berufsschulen

Digitale Ausstattung braucht langfristige Unterstützung

Die GEW hat untersucht, wie hoch der finanzielle Bedarf für die digitale Ausstattung von berufsbildenden Schulen ist. Ergebnis: Die Mittel aus dem Digitalpakt reichen bei weitem nicht aus.
Digitalpakt: Mittel reichen nicht mal für Berufsschulen

Foto: Rostislav Sedlacek/Fotolia

Im Frühjahr 2019 hat die Bundespolitik mit einer Grundgesetzänderung den Weg frei gemacht für die Umsetzung des Digitalpakts. Dieser soll Bundesmittel im Umfang von fünf Milliarden Euro an die Schulen bringen, Länder und Kommunen geben mindestens zehn Prozent hinzu. Doch welche Bedarfe haben die berufsbildenden Schulen und wie unterscheiden diese sich von den allgemeinbildenden Schulen? Reichen die im Rahmen des Digitalpakts zur Verfügung gestellten Mittel überhaupt aus?

Antworten auf diese Fragen gibt eine Studie, die die GEW im Rahmen der Initiative Bildung. Weiter denken! erstellt hat. Bei der Abschätzung des Bedarfs orientiert sie sich an der Methodik und an den Modellannahmen einer Studie von Wissenschaftler*innen der Universität Bremen. Diese gehen von Durchschnittskosten von 402 Euro pro Jahr und Schüler*in an einer idealtypischen allgemeinbildenden Schule der Sekundarstufe aus. Die zugrunde gelegten Annahmen sehen unter anderem die Ausstattung aller Klassen- und Fachräume mit modernen Präsentationsmedien sowie ein digitales Endgerät für jede*n Schüler*in vor. Auch der IT-Support durch Fachkräfte findet Berücksichtigung.

Berufsschulen haben spezielle Bedarfe

Diese Modellannahmen und die Kostenschätzung wurden für die Studie der GEW mit einigen Anpassungen für die spezifischen Bedürfnisse der berufsbildenden Schulen übernommen. So wurden etwa die höheren Lizenzkosten für spezielle Software mit eingerechnet. Außerdem ergänzt um zwei weitere Ausgaben: dienstliche Endgeräte für Lehrer*innen sowie regelmäßige Fortbildungen. Darüber hinaus wurde auch berücksichtig, dass Berufsschüler*innen in der dualen Ausbildung als Teilzeitschüler*innen weniger schulische Ressourcen binden. Das Ergebnis sind jährliche Durchschnittskosten in Höhe von 387 Euro pro Schüler*in an der Teilzeitberufsschule. Für die Vollzeitschüler*innen sind es 470 Euro.

Berufsschulen brauchen 238 Millionen Euro pro Jahr

Anhand dieser geschätzten Werte lassen sich die zu erwartenden Kosten unter Zugrundelegung der aktuellen Schüler*innenzahlen berechnen. Für die knapp 241.000 Schüler*innen, die in NRW einen vollzeitschulischen Bildungsgang an einer berufsbildenden Schule besuchen, wäre für eine digitale Mindestausstattung ein Betrag von 113 Millionen Euro pro Jahr erforderlich. Für die 321.000 Schüler*innen an den Teilzeitberufsschulen wären es 124 Millionen Euro. In der Summe ist mit Kosten von knapp 238 Millionen Euro pro Jahr zu rechnen.

Darüber ist auch abschätzbar, welcher Anteil auf die Kommunen als Träger der äußeren Schulangelegenheiten und welcher Anteil auf das Land entfällt. Dabei scheint klar zu sein, dass auch die ausbildenden Unternehmen einen Teil der Kosten tragen müssen, denn digitale Endgeräte können inzwischen durchaus als unerlässliche Ausbildungsmittel verstanden werden.

Geld würde nur für berufliche Schulen reichen

NRW erhält in den fünf Jahren der Laufzeit des Digitalpakts gut eine Milliarde Euro an Bundesmitteln. Unter Berücksichtigung der Kofinanzierung von 10 Prozent ergibt sich ein Betrag von 234 Millionen Euro pro Jahr. Die Digitalpaktmittel decken somit gerade einmal den ermittelten Gesamtbedarf der berufsbildenden Schulen in NRW ab. Für die allgemeinbildenden Schulen bliebe kein Cent übrig. Aus Sicht der GEW müssen die Mittel verstetigt werden, damit die Kommunen die neuen Daueraufgaben bewältigen können. Dabei geht es um weit mehr als die Ausstattung mit digitalen Präsentationsmedien und Endgeräten. Insbesondere für den technischen Supports durch IT-Fachkräfte besteht ein erheblicher Personalbedarf.

Roman George, Referent für Bildungspolitik der GEW Hessen
Ansgar Klinger,  Leiter des Vorstandsbereich Berufliche Bildung und Weiterbildung im GEW-Hauptvorstand