GEW NRW fordert Maßnahmenbündel gegen Personalmangel in Kitas

Ausbildungskapazitäten erhöhen, mehr Zeit für Leitungsaufgaben, Verstetigung der Alltagshelfer*innen

Gute Arbeitsbedingungen, eine attraktive Bezahlung, Personal- und Zeitressourcen sind essenziell, um dem Personalmangel in Kitas endlich entgegenzuwirken. Neue Zahlen der Bertelsmann Stiftung belegen die drängenden Probleme.
GEW NRW fordert Maßnahmenbündel gegen Personalmangel in Kitas

Foto: Rashid Sadykov/unsplash.com

Zum heute vorgestellten „Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme“ der Bertelsmann Stiftung erklärt Ayla Çelik, Vorsitzende der GEW NRW:

„Die Zahlen der Bertelsmann Stiftung zeigen, was unsere Kolleg*innen jeden Tag in den Kitas erleben: die Folgen des eklatanten Personalmangels. Ein Bündel an kurzfristigen und langfristigen Maßnahmen ist nötig, um Fachkräfte für die frühkindliche Bildung zu gewinnen und gute Bildung für alle Kinder in NRW zu ermöglichen. Dafür braucht es vor allem eine Entlastung der Kolleg*innen vor Ort: Kurzfristig beispielsweise durch die Verstetigung des Alltagshelfer*innenprogramms und mehr Zeit für Leitungsaufgaben. Langfristig durch einfache Wege in die Ausbildung, gute Arbeitsbedingungen und eine attraktive Bezahlung. Wir müssen dringend Abgänge verhindern und Erzieher*innen motivieren, im Berufsfeld aktiv zu bleiben. Die Kolleg*innen wollen nichts mehr, als ihren Bildungsauftrag erfüllen. Dafür sind gute Arbeitsbedingungen, Personal- und Zeitressourcen essenziell.“

Die Studie belegt erneut die drängenden Probleme: 77 Prozent der Kinder werden in Kita-Gruppen mit nicht-kindgerechter personeller Ausstattung betreut. In NRW müssen pro Erzieher*in 1,8 Kinder mehr betreut werden als beispielsweise in Baden-Württemberg. Mehr als sieben Prozent der Kitas in NRW haben immer noch keine vertraglich vereinbarte Zeit für Leitungsaufgaben: Das sind rund 760 Kitas, in denen die ohnehin mangelhafte Fachkraft-Kind-Relation dadurch verschlechtert wird, dass die Zeit für Leitungsaufgaben bei den Kindern eingespart werden muss. Bis 2030 werden 67.000 Kita-Fachkräfte fehlen, wenn gleiche Teilhabechancen, eine kindgerechte Betreuung und professionelle Leitungsausstattung als Maßstab angelegt werden.

NRW muss nun dringend die drängenden Aufgaben angehen: Ausbildungskapazitäten müssen erhöht werden, beispielsweise durch deutlich mehr Fachlehrer*innen an den Berufsfachschulen. Es kann nicht sein, dass wir motivierten Menschen keinen Ausbildungsplatz zur Verfügung stellen können, weil in den Berufsschulen die Kapazitäten fehlen. Außerdem brauchen Kitas Zeit für die Leitungsaufgaben; insbesondere kleinere Kitas leiden darunter, dass hier zu wenig Zeit zur Verfügung steht. Die Verstetigung des Alltagshelfer*innenprogramms ist zudem wichtig, um Erzieher*innen von nicht-pädagogischen Aufgaben zu entlasten, damit mehr Zeit für die Bildung unserer Kinder zur Verfügung steht. Auch unkonventionelle Ansätze sind sinnvoll, wie die Anwerbung von ausländischen Erzieher*innen. 

Den Länderreport Frühkindliche Bildungssysteme 2021 der Bertelsmann Stiftung für NRW finden Sie hier.

Christoph Alt | Pressesprecher der GEW NRW
Mail: christoph.alt@gew-nrw.de
Mobil: +49 160 96403751