Pressemitteilungen 20.08.2024

Potemkinsche Dörfer von Ministerin Feller zum Schuljahresanfang

Kunstobjekt: bunte angemalte mechanische Schreibmaschine.

Stadt "vergisst" Förderschulen

Die Beschäftigten an den Schulen und die Eltern dürften sich die Augen gerieben haben, was Ministerin Dorothee Feller (CDU) in ihrer PM am 18.8. den Schulen alles anbot: für die Grundschulen mehr Fachunterricht in Deutsch und Mathe, ein landesweites Screening für die Grundschulanmeldung, Entlastung durch Abschaffung der Arbeitspläne, für die weiterführenden Schulen ein Pilotprojekt zum Einsatz von KI in Deutsch und Mathematik sowie ein neues Netzwerk - BiSS steht für Bildung durch Sprache und Schrift – mit Schwerpunkt Alphabetisierung neu zugewanderter Schülerinnen und Schüler.

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„Die Landesregierung hat sich für das Schuljahr 2024/25 einiges vorgenommen. Viele kleine Projekte wurden vorgestellt – der Ausweg aus der Sackgasse war nicht zu erkennen,“ so die GEW NRW dazu. So als ob es keinen Lehrkräftemangel und Mangel an MPT-Kräften gäbe.

Holger Thrien, Sprecher der GEW-Fachgruppe Grundschule in Düsseldorf, Schulleiter, fragt sich, ob es nicht „unterlassene Hilfeleistung“ sei, wenn die zusätzlichen Stunden in Deutsch und Mathematik aus dem Förderunterrichtskontigent genommen werden sollen. „Schülerinnen und Schüler, die auf eine individuelle Förderung in Kleingruppen angewiesen sind, werden diese nicht mehr erhalten. Diese "unterlassene Hilfeleistung" wird dazu führen, dass zunächst viele Kinder die Klassenziele nicht mehr erreichen werden und langfristig negativ verlaufende Schulbiografien vorgezeichnet werden.“ Es ist somit ein hoher Preis, der für ein vermeintlich besseres Abschneiden bei internationalen Bildungsvergleichen zu zahlen ist.

„Screening und Diagnostik bringen nichts, wenn es kein Personal gibt, das Förderempfehlungen umsetzen kann“, sagt die Vorsitzende der GEW NRW Ayla Çelik. „Der Erfolg dieser Maßnahmen hängt wieder mal vom Aufopferungsgrad der Lehrkräfte und dem Engagement der Eltern ab.“

Monika Maraun, Sprecherin der GEW-Fachgruppe Grundschule in Düsseldorf, Schulleiterin, wird deutlich: „Man hat den Eindruck, man hat es mit einem mit Scheuklappen geschützten Pferd zu tun… Immer wieder wird ein Show-Input in die Schulen gegeben, der grundsätzlich nicht verkehrt ist, aber konstant die wirkliche Situation an den Schulen ausblendet:

ES IST KEIN FACHPERSONAL DA! …möchte man zurückbrüllen!

Erhöhung der Stunden für D und M wäre für jede Klasse ein Gewinn - aber wer soll diese Erhöhung denn kompetent umsetzen? Schon die Lesezeiten, digitalen Einführungen und klassenaktuellen Themen nagen an der umfänglichen Zeit für diese Fächer. Für Fachstunden-Erhöhungen braucht man FACHpersonal und das ist nicht da!

Ein allerdings wirklich positiver Aspekt:
Für die Grundschulen wird die Aussage, dass ab diesem Schuljahr keine Arbeitspläne mehr erstellt werden müssen, ein großes Aufatmen sein - diese konnten nur von fachlich kompetenten Kolleg*innen erstellt werden, auf einer Grundlage, die überwiegend nicht vorhanden war und das Vertretungspersonal nicht adäquat umsetzen konnte. Endlich können die Konferenzen nun Themen behandeln, die den Schulalltag betreffen!“

Holger Thrien nennt das alles Potemkinsche Dörfer der Ministerin: Nach der Legende soll der russische Fürst Potemkin 1787 Zarin Katharina auf einer Inspektionsreise durch die Krim nur blühende Dorfattrappen gezeigt haben. Das trifft den Kern.

Förderschulen mal wieder vergessen?

In der Pressemitteilung der Stadt Düsseldorf vom 15. August finden die I-Dötzchen an den Förderschulen keine Erwähnung. Dabei starten auch an den Düsseldorfer Förderschulen viele neue Schülerinnen und Schüler ins neue Schuljahr. Die Schülerzahlen steigen insbesondere an den drei Förderschulen für Geistige Entwicklung rasant an, so viele neue I-Dötzchen gab es noch nie. Leider fehlen weiterhin Räumlichkeiten und Lehrkräfte.

Auch bei der digitalen Ausstattung müssen Förderschulen zurückstecken. Die versprochene Anbindung an das Glasfasernetz kann nicht genutzt werden, hier bleibt es bei der alten Technik. Immerhin wurde neue Visualisierungstechnik in den Ferien installiert. Die Bohrlöcher der alten Tafeln in den Wänden und in den Böden bleiben als Erinnerung vorerst erhalten.

Die digitalen Endgeräte der Lehrkräfte kommen an ihre Grenzen. Durch den viel zu kleinen Speicherplatz lassen sich erst die notwendigen Updates auf das IPad installieren, wenn zuvor zum Teil Wichtiges gelöscht wurde. Insgesamt ist leider die dauerhafte Finanzierung der zeitgemäßen IT-Ausstattung weder durch das Land, den Bund noch durch den städtischen Haushalt in den nächsten Jahren gesichert. Mit der Konsequenz, dass die IPads veraltet sind und für neue Kolleginnen und Kollegen keine neuen Endgeräte mehr zur Verfügung stehen.

Dr. Sylvia Burkert und Gabriella Lorusso
Leitungsteam GEW Stadtverband Düsseldorf