Bei der Digitalisierung an den Düsseldorfer Schulen hakt es gewaltig – praxisferne Regelungen erschweren die Umsetzung vor Ort. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage der GEW Düsseldorf unter den Düsseldorfer Schulen. Es beteiligten sich knapp 60 Schulen in städtischer Trägerschaft aus allen Schulformen von der Grundschule bis zum Weiterbildungskolleg - das sind ein Drittel der Düsseldorfer Schulen. „Es ist eine Verhöhnung der Lehrkräfte vor Ort, wenn Bildungsministerin Feller wie gestern von „Einzelfällen“ spricht.“, sagt Dr. Sylvia Burkert. „Es ist doch klar, dass das Schulministerium nur gewünschte Antworten erhält, wenn es bei den untergeordneten Schuldezernaten der Bezirksregierungen nachfragt – und eben nicht bei den Betroffenen.“
Dienst-iPad sehr problematisch
Das Dienst-iPad ist ein großer Stein des Anstoßes in Düsseldorf. So erwartet das Land NRW, dass aus Datenschutzgründen alle personenbezogenen Daten mit dem Dienstgerät verarbeitet werden. Aber gerade für die Anfertigung von Zeugnissen in Grund- und Förderschulen ist ein iPad nicht geeignet. Neben der unzureichenden Größe für eine Tätigkeit, die eigentlich einen PC oder Laptop erfordert, fehlen z.B. Microsoft Office-Programme, obwohl die Stadt selbst für die Zeugniserstellung nur Wordvorlagen zur Verfügung stellt. Die fehlende Ausstattung bzw. Kompatibilität mit diversen Programmen behindert auch die pädagogische Arbeit an vielen Stellen. So werden insbesondere an Berufskollegs und Gymnasien im Unterricht Programme und Oberflächen benötigt, die ein iPad nicht abbilden kann. So leidet die Ausbildungsqualität.
Bring-Your-Own-Device unmöglich gemacht
Praxisnahe Lösungen wie Bring-Your-Own-Device verhindert die Stadt zunehmend, da sie an immer mehr Standorten darauf besteht, dass sich nur städtische Geräte ins WLAN einloggen. Dabei spricht überhaupt nichts dagegen, dass die bewährte Praxis von schulisch administrierten WLAN-Zugängen beizubehalten. Bei pädagogischer Nutzung im Unterricht werden ja eben keine personenbezogenen Daten verwendet. Lehrer*innen stellen ihre privaten Geräte freiwillig zur Verfügung, um eine hohe Unterrichtsqualität zu gewährleisten und dies wird nun auch noch aktiv behindert! Zusammenfassend lässt sich sagen, dass viele Lehrer*innen das Dienst-iPad ,als sinnvolle ERGÄNZUNG, aber nicht als eierlegende Wollmilchsau für alle digitalen Tätigkeiten in Schule einschätzen und nutzen.
WLAN-Abdeckung unzureichend
Flächendeckendes WLAN ist die Grundvoraussetzung für fast alle digitalen Tätigkeiten – aber auch das findet sich immer noch nicht in allen Schulen. Knapp die Hälfte der teilnehmenden Schulen klagt über Probleme (Teilausfall, fehlende Gebäudeabdeckung oder Komplettausfall). Besonders ärgerlich mutet hierbei an, dass die Stadt ohne Rücksicht auf diese örtlichen Gegebenheiten z.Z. die Einführung des digitalen Klassenbuchs forciert. So werden Lehrer*innen z.T. dadurch gezwungen, ihr eigenes, privates Datenvolumen dafür zu nutzen.
IT-Support Mangelware
Die zunehmende Anzahl und Vielfalt an digitalen Geräten bedeuten auch eine extrem große Steigerung des Administrations- und Supportaufwands. Mehrere hundert iPads verwalten sich nicht von alleine … Der first-level-Support in der Schule wird bisher fast ausschließlich durch den immensen Einsatz von Lehrkräften gestemmt – die dann dementsprechend im Unterricht fehlen. Auch finden sich insbesondere in kleinen Systemen auch nicht immer IT-Naturtalente. Daher fordern wir eine IT-Fachkraft vor Ort für jede größere Schule wie ein Gymnasium oder Berufskolleg und eine IT-Fachkraft für max. 5 Schulen bei kleineren Systemen wie Grundschulen. In Zeiten des Lehrermangels müsste es eigentlich selbstverständlich sein, dass Lehrkräfte von allen sachfremden Tätigkeiten entlastet werden, um v.a. für Unterricht zur Verfügung zu stehen.
Der schon vorhandene Support, gerade bei defekten Geräten, ist auch noch ausbaufähig: Wartezeiten von bis zu 1,5 Jahren behindern die Arbeit vor Ort. Auch wünschen sich viele Schulen eine gleichmäßige Ausstattung aller Unterrichtsräumen mit Projektionsgeräten (Beamern oder touchbaren LargeFormatDisplays), neben dem WLAN eine weitere zwingende Voraussetzung für die sinnvolle Einbindung von digitalen Medien im Unterricht. Ebenfalls wird eine größere Anzahl an Schüler-iPads gewünscht. Auch der Zugang zu sogenannten Tokens für den Zugriff auf Verwaltungsrechner vom Homeoffice aus, sollte vereinfacht werden.
Kernforderungen der GEW Düsseldorf sind deshalb:
- Weg vom Zwangs-iPad: Wahlmöglichkeiten bei Dienstgeräten, um das für die Schulform bzw. spezifische Schule passende Gerät zu nutzen
- Bis dahin: Bring-Your-Own-Device weiterhin ermöglichen und Ausstattung mit Office-Programmen auf dem iPad
- Flächendeckendes WLAN
- IT-Fachkräfte vor Ort in den Schulen - Beschleunigung des bisherigen IT-Supports und der IT-Beschaffung
Gabriella Lorusso, Dr. Sylvia Burkert
Leitungsteam